KRISEN FÜR KONSTRUKTIVE VERÄNDERUNGEN NUTZBAR MACHEN
Krisen sind "Weder-Noch-Situationen"
Die Zeit, in der die Fähigkeit, Krisenprozesse frühzeitig zu erkennen um konstruktiven Einfluss nehmen zu können, zur Kernkompetenz einer jeden Führungskraft gehören muss, steht vor der Tür.
So, wie in den vergangenen Jahren „ Changemanagement- Wissen“ zur einer zwingenden Basiskompetenz für betriebliches Handeln in verantwortlichen Positionen avancierte, so werden wir uns in der nahen Zukunft den besonderen Herausforderungen von Krisenprozessen stellen müssen.
Seit einigen Jahren befassen wir uns sehr intensiv mit diesem Thema, vor allem mit den verdeckten und impliziten Dynamiken. Erste erfolgreiche Praxiserfahrungen geben uns den nötigen Schwung, auf diesem Feld weiter zu machen. Es bleibt ein kontinuierlicher Lernprozess, denn Krisen sind eigendynamische Prozesse von hoher Komplexität. Sehr groß ist ihre Nähe zu Kollapsdynamiken und auch Katastrophen, häufig sind die Übergänge fließend.
Keiner mag Krisen. Und doch schließen lebendige Entwicklungsprozesse immer auch krisenhafte Zustände ein. In ihnen spitzen sich Widersprüche so zu, dass wirksame Veränderungen unumgänglich werden. Und doch gibt es in Krisenprozessen immer auch den Moment, in dem das „Alte“ nicht mehr und das „Neue“ noch nicht wirksam sein kann. Dieser Moment des „Weder- Noch“ ruft tief sitzende Ängste wach. Er kann sehr kurz aber auch sehr andauernd sein. Eine der bedeutendsten Ängste ist die vor Kontrollverlust. Sie ist assoziiert mit Ohnmachtserleben, einem Gefühl des Ausgeliefertseins. Für einen Moment scheint es, als gäbe es keine sinnvolle Möglichkeit, diese Situation aktiv zu gestalten. Dieser Moment allerdings ist die Geburtsstunde des Neuen. In ihm transformiert sich die Destruktion in eine Konstruktion. Wenn es gelingt, diesem Moment mit großer Wachheit und Aufgeschlossenheit angstfrei zu begegnen, dann erfahren wir das kreative Potenziell der Krise.
Das hoch spannende in diesen Situationen ist, dass das Neue wirklich aus dem Prozess selbst entsteht. Nicht wir sind die Schöpfer, sondern der Prozess selbst bringt es hervor. So, als säßen wir in einem Ruderboot zwischen zwei großen Steinen fest. Es nützt uns nichts, dass wir die Ruder bewegen, denn es ist nicht genug Wasser, dass uns aus den Steinen hebt. Wir warten mit großer Wachheit auf den Moment, in dem sich der Wasserstand verändert und wir die Kraft des Prozesses mit unseren Ruderbewegungen unterstützen können. So, wie wir die Kraft des Wassers spüren, so können wir auch die Eigendynamik des Prozesses erkennen und ihn mit unserem Wissen und unseren Methoden unterstützen.
Eine solche Erfahrung stellt unser Weltbild auf den Kopf. Nicht unser Rudern bringt das Wasser hervor, sondern wir verstärken (nur) die Kraft und die Eigenbewegung des Wassers. Nicht wir sind es, die kreativ und schöpferisch sein müssen, sondern das Prozessgeschehen selbst ist es. Wir können dieses Potenzial aufnehmen und mit ihm arbeiten, es gestalten.
Das ist selbstverständlich ein ziemlich komplexes und vielschichtiges Unterfangen. Der eben beschriebene Grundmechanismus allerdings ist sehr elementar.
Und er gilt gleichermaßen für ganz persönliche Krisen wie für Krisen in Teams, Unternehmen und auch gesellschaftliche und internationale Krisenprozesse.
Die Kunst, diese Fähigkeit mit anderen, vielfältig professionellen Ansätzen zur Krisenbewältigung zu kombinieren nennen wir: Resonanzbasiertes Krisenmanagement.